Grafikkarten Testberichte VGA

Leise, schnell und bedarfsweise auch hungrig: MSI GeForce GTX 1080 Ti Gaming X 11G im Test

Tatsächlich erzielbare Taktraten

Der tatsächlich erreichbare Takt unterliegt einigen Einflüssen. Auch wenn die GPU-Qualität hier eine größere Rolle spielt – beeinflussen kann man sie als einziges leider nicht. Und so ist es am Ende gut möglich, dass eine nominell langsamere Karte eines Herstellers A schneller ist, als die Karte des Herstellers B, bei der der Kunde im GPU-Lotto eine Art Niete gezogen hat. Somit sind Vergleiche zwischen den Modellen eigentlich immer auch mit einem leichten Beigeschmack des Unwägbaren versehen.

Was jedoch stets in der Hand der Hersteller liegt, sind die Vorgaben und Umstände, mit denen Boost sonst noch arbeitet, um sich dann letztendlich situationsbedingt auf Taktraten festzulegen. Neben Vorgaben wie dem Power Target oder einem Takt-Offset, sind es vor allem die im Betrieb erreichten Temperaturen, die über die Performance entscheiden.

Während man mit der MSI GTX 1080 Ti Gaming X 11G im Gaming-Loop im kalten Zustand noch 1961 MHz Boost-Takt, sind es im aufgewärmten Zustand immerhin noch bis zu 1924 MHz in der Spitze und ca. 1873 MHz als Mittelwert über einen langen Run von 30 Minuten.

Mit einer manuell deutlich aggressiver eingestellten Kühlung ließen sich die 1924 MHz aber sicher auch dauerhaft halten, wenn nicht sogar noch höhere Werte. Das gilt auch für den Boost-Takt bei Dauerlast im Stresstest.

Übertaktungsversuche

Natürlich verträgt die Karte auch größere Übertaktungsversuche, die bei uns in stabil zu erreichenden 2050 MHz mit Luftkühlung endeten. Dafür muss man vorher jedoch die Lüftersteuerung deutlich anpassen und es wird dann auch merklich lauter. Was man unbedingt tun sollte, ist eine Heraufsetzung des Power Targets auf 330 Watt (Regler nach rechts) und auch die gleichzeitige Anhebung der Spannung aufs Maximum. Solange die Temperaturen dann unter 65°C im Gaming-Loop blieben, waren auch 2050 MHz Boost Takt drin, die fast konstant gehalten werden konnten, wenn man von einigen kleineren Einbrüchen absieht.

Beim Speicher muss man Glück und vor allem Ausdauer besitzen, denn nicht alles, was stabil erscheint, ist es auf Dauer auch. Mit geeigneten Spielen (z.B. Witcher 3 oder Metro LL) lässt sich dies aber über einen längeren Zeitraum hin schon recht gut herausfinden. Die 300 bis 400 MHz mehr beim Speicher waren locker drin, dann ging die Performance aber wieder leicht zurück.

Infrarot-Analyse der Platinentemperaturen

Erinnern wir uns an den Satz, den wir zum Kühlframe für den Speicher und dessen Spannungsversorgung auf Seite 2 schrieben? Solange man das alles luschig im offenen Aufbau misst, mag es ja noch ganz gut angehen…

… aber wehe, es verschlechtern sich die Rahmenbedingungen auch nur ein kleines Bisschen! Dann entsteht durch die schlecht gekühlten VRM des Speichers ein kleiner Hotspot, der im Verlaufe der Zeit auch einen negativen Einfluss auf die Speichertemperaturen nehmen kann. Sei es über den Frame oberhalb oder die Platine, oder beides zusammen. Trotzdem kann man hier erst einmal Entwarnung für den Speicher geben, denn laut Specs darf er bis zu 95°C heiß werden.

Etwas anders sieht es beim Stresstest aus, denn dann wird es bereits im offenen Aufbau deutlich wärmer bzw. sogar ein wenig heiß.

Kritisch wird es jedoch, wenn man die Karte beim Stresstest in einem geschlossenen Midi-Tower betreibt. Trotz zweier recht guter Gehäuselüfter liegt ein Teil der Speichermodule dann bereits oberhalb der Specs und auch das Platinenmaterial beim Hotspot dürfte auf lange Zeit hin gesehen etwas leiden. Furmark ist zwar kein Casual-Game, aber auch beim Rendern oder GPGPU-Aufgaben werden ähnlich hohe Temperaturen erreicht.

Lüfterdrehzahlen und Geräuschemission („Lautstärke“)

Das sich MSI immer betont leise gibt, überrascht auch das Ergebnis dieser Karte nicht wirklich. Lastet man die Karte beim Gaming gut aus, sind es im offenen Aufbau nur etwas über 1500 U/min, im realistischeren, geschlossenen Case aber bereits 1800 U/min. Auch das ist nicht direkt laut, aber etwas hörbarer ist es schon.

Ähnliche Lüfterdrehzahlen finden wir auch beim Torture-Loop, so dass das gerade Geschriebene in vollem Umfang gilt.

Wir messen im temperierten Spezialaufbau unseres reflexionsarmen Messraum dann 37,2 dB(A), was per se kein schlechter Wert für eine schnelle 300-Watt-Karte ist.

Zwischenfazit

Wenn man nicht gerade stundenlang Numbercrunching spielt, ist die Karte eine feine. leise Ergänzung der eigenen Hardware und sicher eine der besseren Interpretationen einer GeForce GTX 1080 Ti. Nur der kleine Lapsus mit den VRM der Spannungsversorgung für den Speicher trübt den Glanzauftritt ein klein wenig. Aber wer bzw. was ist im Leben schon zu 100 Prozent perfekt?

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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