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Ein Mainboard, zwei Gesichter: ASUS ROG Maximus Z690 Apex im Test mit Teardown, RAM- und Adaptive Core-OC

BIOS und verwendete Testhardware

Wie man es von Asus kennt und mittlerweile schon erwartet, gibt es im BIOS mehr Tuning-Optionen als jeder Enthusiast oder Overclocker sich jemals wünschen könnte. Hier muss man auch einmal ein Lob an Asus aussprechen, die sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern das BIOS mit seinen Features mit jeder Mainboard Generation kontinuierlich weiterentwickeln.

Das wohl bekannteste Feature ist die Berechnung des Silicon Prediction (SP) Wertes, die wir uns auch beim Binning von 30 Alder Lake CPUs vor kurzem zu Nutze gemacht haben. Hierfür wird die von Intel in jede individuelle CPU einprogrammierte VID-Tabelle ausgelesen und mit etwas Mathematik und Statistik eine Vorhersage über die Silizium Qualität und damit das Übertaktungspotential einer CPU getroffen. Ein höherer Wert ist besser, zumindest theoretisch und wenn man CPUs mit identischen Frequenzen bei den V/F Punkten vergleicht.

Aber Asus hat für diese Generation an Boards auch zahlreiche weitere Features eingebaut, von denen ich euch einige kurz vorstellen möchte. Eines davon ist der High DRAM Voltage Mode. DDR5-Module haben bekanntlich einen integrierten Spannungswandler (PMIC), der für die Konvertierung von 5 V in die verschiedenen RAM-Spannungen wie VDD und VDDQ verantwortlich ist. Diese limitiert JEDEC im Standard auf maximal 1,435 V, sodass viele PMICs nicht mehr als das liefern wollen, obwohl sie es könnten. Genau hier kommt diese Option ins Spiel, mit der auch eigentlich gesperrte PMICs dazu gebracht werden können, bis zu 2,07 V an die RAM Chips zu liefern. So lassen sich beispielsweise SK hynix OEM DDR5-4800 Module mit einem JEDEC-limitierten PMIC von Renesas auf weit über 6000 Mbps übertakten.

Eine weitere Neuerung bei DDR5 und Alder Lake sind bekanntlich auch die 32-bit Subkanäle und die beiden separaten IMCs (Integrated Memory Controller) der CPU. In Folge dessen hat auch jeder Subchannel seine eigenen RTL (Round Trip Latency) Timings, die beim Memory Training ausgehandelt werden. Das Z690 Apex ist aktuell das einzige Board, was die RTLs auch auf Subchannel-Ebene anpassen kann.  

Ebenso praktisch sind die ausgelesenen CPU Informationen, wie die Signatur und der dazu passende, verwendete Microcode. Die Verfügbarkeit von AVX-512 bei Alder Lake CPUs ist ja seit deren Launch ein heißes Thema. Enthusiasten wollen den Befehlssatz gerne für mehr Leistung und Effizienz nutzen, aber Intel unterstützt es offiziell nicht und hat ab Microcode Version 18 einen Riegel vor das Feature geschoben. Auch Asus muss sich hier Intels Entscheidung beugen, aber immerhin kann die aktive Version im BIOS direkt ausgelesen werden. Und auch wenn Asus neue BIOS Versionen nur noch mit dem neuen Microcode bereitstellt, können findige Nutze noch immer einen alten Microcode in das BIOS hinein-modden und so AVX-512 weiterhin am Leben erhalten.

Beim Stichwort Microcode denken viele bestimmt auch direkt an Non-K OC, also das Übertakten von Alder Lake CPUs ohne freien Multiplikator, erkennbar am „K“ Suffix der SKU. Asus waren die ersten, die eine Lücke in einem frühen Microcode ausnutzten, um durch Erhöhen der BCLK auch das Übertakten solcher nicht-K CPUs zu ermöglichen. Vermutlich haben es auch deswegen die dedizierten BCLK-Knöpfe bei dieser Generation endlich auf das Mainboard geschafft. Asus hat mit diesem Feature effektiv eine ganze Overclocking-Kategorie wieder neues Leben eingehaucht und davor möchte ich meinen sprichwörtlichen Hut ziehen!

Ankreiden könnte man Asus höchstens das kreative Umbenennen einiger BIOS-Optionen, was letztendlich nur zu Verwirrung bei Nutzern von verschiedener Mainboard-Hersteller sorgt. So wird die CPU VDDQ Spannung beispielsweise „IVR Transmitter VDDQ Voltage“ genannt und die VDD2 Spannung „Memory Controller Voltage“ getauft. Bei anderen Herstellern und HWinfo heißten die Spannungen dann nochmal anders und das Chaos ist vorprogrammiert.

Eine neue BIOS-Version gibt es auch noch ein knappes halbes Jahr nach Launch der Z690 Plattform nahezu jede Woche von Asus. Und auch wenn diese Versionen meistens nicht supportet werden und es entsprechend nur selten auf die offizielle Website schaffen, sind diese für Enthusiasten und Bastler ein dankbare Angelegenheit – direktes Sprachrohr zum Asus BIOS-Entwicklerteam inklusive. Zu finden gibt es diese im Forum von HWbot oder Overclock.net, die ich hier mal verlinke. Die im heutigen Test verwendeten BIOS Versionen sind 9902, 0070 und 1301, alle nicht älter als 4 Wochen. Aufgrund der hohen Release-Frequenz lassen sich aber nicht alle Tests auf der selben Version durchführen ohne etwaige Fixes in neuen Versionen auszuklammern. Ich denke dieser Kompromiss aus mehreren Versionen mit zwischenzeitlichen Plausibiläts-Tests ist daher am fairsten.

Nun habe ich hier noch eine tabellarische Übersicht der ganzen im Test verwendeten Hardware für euch:

Testsysteme

Hardware:
  • CPUs:
    • 3x Intel Core i9-12900K 
    • Intel Core i3-12100F
  • Mainboard: ASUS ROG Maximus Z690 Apex (BIOS 9902, 0070, 1301)
  • DDR5 Kits:
    • Teamgroup T-Force VULCAN DDR5-5200 CL40 2x 16 GB Kit
    • ADATA XPG LANCER TGB DDR5-6000 CL40 2x 16 GB Kit
    • Corsair Dominator Platinum DDR5-5600 CL36 2x 16 GB Kit
    • Kingston Fury Beast DDR5-5200 CL40 2x 16 GB Kit
  • Netzteil: Superflower Leadex Gold 1600 W
  • SSD: Crucial MX500 2 TB (SATA 3, OS)
  • Grafikkarte: Nvidia GeForce RTX 3090 Founders Edition (Game Ready Driver 496.94)
  • Betriebssystem: Windows 11 Pro 64-bit (up-to-date)
Kühlung:
  • CPU-Block: Corsair XC7 RGB Pro, Supercool Computers Direct-Die Wasserblock
  • CPU-TIM: Alphacool Subzero, Coollaboratory Liquid Ultra
  • Radiatoren: Alphacool NexXxoS ST30 480 mm + HardwareLabs Black Ice GTX 240 mm + Watercool MO-RA3 360 Pro
  • Lüfter: 4x Phobya NB-eLoop 120 mm 1600 rpm + 2x Noiseblocker NB eLoop B12-4 120 mm + 9x XPG Vento Pro 120 mm
  • Pumpe: 2x Alphacool D5 VPP655
Gehäuse:
  • Open Benchtable
Peripherie:
  • Monitor: Benq XL2720
  • Tastatur: KBC Poker 2 (Cherry MX Brown)
  • Maus: Zowie FK1
Messgeräte:
  • Thermometer: Elmorlabs KTH (kalibriert)
  • Leistungsmessgerät: Elmorlabs PMD 
  • USB-to-I2C Adapter: Elmorlabs EVC2
  • Durchfluss-Messgerät / Thermometer: Aqua Computer high flow NEXT

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k
krelog

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173 Kommentare 53 Likes

vielen Dank für den ausführlichen Test

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Termi

Mitglied

37 Kommentare 27 Likes

Dem kann ich mich nur anschließen.
*Kleiner Buchstabendreher bei 90MB18IO-M0AEY0 (November 2021) und
90MB18IO-M0AUY1 (Januar 2022)

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skullbringer

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306 Kommentare 328 Likes

Danke, doofer Fehler. Schon gefixt! :)

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Pokerclock

Veteran

426 Kommentare 362 Likes

Irgendwie verwundert es mich überhaupt nicht, dass speziell Asus eine Lotterie bei seinen Mainboards veranstaltet. An Innovationen und einem gewissen Mut Dinge auszuprobieren, daran mangelt es dort nicht. Leider wird dabei der Fokus auf das Wesentliche vergessen: "Es muss funktionieren". Das hat sich bei mir die letzten Jahren so weit aufgestaut, dass ich Asus-Boards nicht mehr anfasse. Jede Art von Support im Bekannten-, Freundes- und Kundenkreis lehne ich mittlerweile kategorisch ab. Ja selbst Kunden, die partout Asus wollen, schicke ich woanders hin. Und in einem Fall eines befreundeten Einzelhändlers weiß ich, dass er mich mittlerweile bittet, derartige Kunden mit speziellen "Asus-Wünschen" nicht mehr zu ihm zu schicken, weil es zu viele Probleme mit Asus gibt, die sich nicht immer eindeutig als RMA-Fall aufklären lassen. Siehe wie hier. Steht dein RAM nicht auf der QLV drauf, hast gelitten!

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Zer0Strat

Veteran

162 Kommentare 138 Likes

Super Artikel @skullbringer! Als ich von diesen extremen Schwankungen bei den OC-Werten gehört hatte, hatte mir schon schon gedacht, dass da Produktionsschwankungen dahinter stecken könnten, zumal das erfahrene Leute waren, die sich am OC mit dem Board versucht hatten.

Zwei Fragen, hattet du die Latenztest mit abgeschalteten E-Cores gemacht? Und was ist dieses "VRM Vcore Power" bei den HWiNFO Sensoren? Hatte das builzoid mal gefragt auf Twitter, aber der wusst es auch nicht.

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K
Kistenklaus

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13 Kommentare 8 Likes

Ein sehr interessanter wie detaillierter Artikel. Dass Mainboards jenseits der 500€-Marke einen sehr spezifischen Kundenkreis haben ist klar. Neben den sehr großzügigen Overclocking-Features bleibt was? Eine besondere Qualitätskontrolle scheint Asus nicht anzubieten.

Dann die Gegenfrage: was ist denn deiner Meinung nach zu empfehlen? Gigabyte, MSI, Asrock.. Kundenservice weiß man erst zu schätzen, wenn es mal nicht läuft...

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skullbringer

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306 Kommentare 328 Likes

Die Latenzwerte sind meines Erachtens im Rahmen für Round Trip Latency auto (enable). In dem Screenshot mit DDR5-7000 sind die E-Cores zwar deaktiviert, aber es läuft auch HWInfo und mit dem Asus EC Sensor braucht das auch einiges an CPU Zeit und damit Latenz.

Ganz gewiss kann ich es dir auch nicht sagen, aber der Asus EC dürfte ein externer IC sein, der den Strom und damit die Leistung am Vcore VRM misst und damit unabhängig von der CPU und der konfigurierten DC_LL funktioniert. Aber wie du bestimmt selber schon mit dem Elmor PMD gemessen hast, ergeben die Werte nicht wirklich Sinn, wenn angeblich mehr Leistung an die CPU geliefert wird, als über die 8pin EPS Buchsen in den VRM hineinfließt. Wie genau die Messung zustande kommt weiß ich auch nicht, ob das interne Monitoring der SPS genutzt wird oder zusätzliche Messwiderstände eingesetzt werden.

Wieder ein Fall von Asus Eigenentwicklung... aber dafür funktioniert der V_LATCH Trigger ziemlich gut.

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Zer0Strat

Veteran

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Ja, habe ich mit ElmorLabs PMD gegengeprüft und es macht tatsächlich keinen Sinn. Entweder meint der Sensor was ganz anderes oder er ist sehr ungenau.

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Ghoster52

Urgestein

1,402 Kommentare 1,060 Likes

Klasse Test und erstaunlich das man auf den ersten Blick sogar eine unterschiedliche Bestückung feststellen kann.
Seite 6 über den RAM-Slot links fehlt ein 3 Beiner... :unsure:

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Igor Wallossek

1

10,179 Kommentare 18,761 Likes

Ich habe mal bei Martin angefragt, was er da genau ausliest ;)

"VRM Vcore Power" könnte aber ein Vorgabewert sein, der am Ende nicht in der Realität erreicht wird. Die Vcore Register bei den Grafikkarten meinen ja auch nur den Vorgabewert an den Controller und es ist keine echte Messung...

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skullbringer

Veteran

306 Kommentare 328 Likes

Gute Augen, sogar 2! :)

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k
krelog

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173 Kommentare 53 Likes

@skullbringer bei den Optimem III kann es sein wo das etwas erhöht und komisch ausschaut das die dort nen "touchup" gemacht haben und das dann mit den "aufkleber" überdeckt haben ?

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Zer0Strat

Veteran

162 Kommentare 138 Likes

Danke, bin gespannt, was Martin dazu sagt.

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P
Pokerclock

Veteran

426 Kommentare 362 Likes

Naja, Ziel sollte es sein es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, dass es nicht läuft. Das ist die Pflicht. Alles danach die Kür.

Bei Mainboards sind tatsächlich MSI und Asrock derzeit meine Favoriten. Klar, da ist auf allen Seiten schon mal hart was schiefgelaufen. Aber eben nicht in dieser brutalen Häufung wie bei Asus. Gigabyte betrachte ich seit der 11. Intel äußerst vorsichtig in Sachen UEFI-Verlässlichkeit. Generell sehe ich Gigabyte auch bei anderen Dingen (Grafikkarten!) auf einem absteigenden Ast. Asrock hatte da auch Durchhänger, aber mittlerweile geht es wieder. MSI wäre derzeit tatsächlich mein Favorit.

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Igor Wallossek

1

10,179 Kommentare 18,761 Likes

ASUS doesn't provide details how it measures the current, so hard to say how reliable it is. Actually the entire calculation is done by the ASUS EC... Power consumed by the Vcore rail. Vcore current measured by ASUS EC * Vcore voltage...

Kam von Martin.

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Jan Philipp

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12 Kommentare 2 Likes

Sorry für die eventuell dämliche Frage (vermutlich habe ich es überlesen):

Wozu ist der dritte RAM-Slot vorhanden? Single-Channel-OC, oder wie?

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RedF

Urgestein

4,653 Kommentare 2,549 Likes

Addon karte für eine M.2 SSD kann da rein.

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Igor Wallossek

1

10,179 Kommentare 18,761 Likes

So, es ist, wie ich es vermutet hatte. Offizielle inoffizielle Auskunft vom Asus HQ via Martin:

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Termi

Mitglied

37 Kommentare 27 Likes

So, hat mich nicht in Ruhe gelassen, habe auch das M0EAY0, allerdings mit mit Manufacturing date 2021-12.
Hatte bislang die Ripjaws 5600 drauf, habe mir aber grade die Team 6400 bestellt und werde das die Woche mal nachstellen.
Bin mal gespannt was mein Board sagt...

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Danke für die Spende



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About the author

Xaver Amberger (skullbringer)

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